Nachfragetheorie des Haushalts

Nachfragetheorie des Haushalts
1. Begriff: Theorie der Verausgabung von Einkommen. die N.d.H. beschreibt, in welcher Weise ein Haushalt das ihm zufließende Einkommen durch seine Nachfrage nach Gütern auf Gütermärkten verbraucht.
- 2. Determinanten: Die Höhe der Güternachfrage eines Haushalts ist durch die Höhe seiner geplanten Konsumsumme bestimmt. Sie ergibt sich als Differenz zwischen dem Einkommen, das durch sein Faktorangebot bestimmt wird und dem Sparen. Nach Friedman wird dagegen der Umfang der individuellen Konsumgüternachfrage in erster Linie vom  permanenten Einkommen und weniger von der Einkommenshöhe der laufenden Periode bestimmt.
- Auf der Basis seiner  Präferenzen, die als außerökonomische Verhaltensdeterminante aufgefasst und somit als gegeben angesehen werden, teilt der Haushalt die Konsumsumme unter Berücksichtigung der Güterpreise optimal auf alle Konsumgüter auf, die in seinen Begehrskreis fallen. Dabei lässt sich der Zusammenhang zwischen Gütern und subjektiven Präferenzen formal durch die  Nutzenfunktion beschreiben. Sie illustriert die Eignung eines Gutes, individuelle Bedürfnisse zu befriedigen, indem es Nutzen stiftet. Mit den prinzipiellen Fragen der Messbarkeit des Güternutzens setzt sich die  Nutzentheorie auseinander.
- 3. Haushaltsgleichgewicht/Haushaltsoptimum: Nimmt man an, dass der  Haushalt seine Präferenzen in eine konsistente  Präferenzordnung einstellt, die auch als System von  Indifferenzkurven darstellbar ist, so lässt sich das Haushaltsgleichgewicht bei Mengenanpasserverhalten ableiten. Voraussetzung: Die auf die Geldeinheiten bezogenen  Grenznutzen aller konsumierbaren Güter und des Geldes gleichen sich gemäß dem zweiten  Gossenschen Gesetz aus. Dies tritt genau dann ein, wenn – im Fall nur zweier Güter – die  Grenzrate der Substitution gleich dem Güterpreisverhältnis sowie gleich dem Verhältnis der ersten partiellen Ableitungen der  Nutzenindexfunktionen ist. Eine solche Situation lässt sich formal darstellen als der Tangentialpunkt der  Bilanzgeraden (die sich als Äquivalent zur Konsumsumme ergibt, da der Haushalt annahmegemäß die zum Konsum bestimmten Einkommensteile voll verausgabt), mit der äußersten nun erreichbaren Indifferenzkurve (vgl. Abbildung „Nachfragetheorie des Haushalts – Haushaltsgleichgewicht“).
4. Änderungen: a) Änderungen des Einkommens: Die Auswirkungen von Änderungen der Konsumsumme, z.B. aufgrund einer Variation des Einkommens, lassen sich an Hand von  Einkommenskonsumkurven beschreiben. Aus ihnen lassen sich unmittelbar die  Einkommensnachfragefunktionen (Engelkurven) ermitteln (vgl. Abbildung „Nachfragetheorie des Haushalts – Ableitung der Nachfragefunktion“).
b) Änderungen der Güterpreise: Verändern sich ceteris paribus die Güterpreise, so kann das Nachfrageverhalten mittels der Preiskonsumkurve ( Nachfragefunktion des Haushalts) beschrieben werden. Der Umfang der Nachfrageveränderung wird durch die direkte Preiselastizität der Nachfrage bestimmt. Der Übergang vom alten zum neuen Haushaltsgleichgewicht kann gemäß der  Slutsky-Hicks-Gleichung als  Substitutionseffekt und als  Einkommenseffekt betrachtet werden. Ersterer beschreibt das Ersetzen des relativ teurer gewordenen Gutes durch das relativ verbilligte, letzterer bezieht sich auf die Realeinkommensveränderung, die eine Preisänderung stets impliziert. Ob sich insgesamt ein positiver oder negativer Nachfrageeffekt ergibt, hängt von der jeweiligen Stärke der Teileffekte ab. Im Normalfall wird die mengenmäßige Nachfrage entsprechend einer von links oben nach rechts unten fallenden individuellen Nachfragefunktion mit sinkendem Preis zunehmen (vgl. Abbildung „Nachfragetheorie des Haushalts – Wirkung einer Preisvariation auf den Haushaltskonsum“). Beim Auftreten des  Giffen-Paradoxons lässt sich dagegen ein anomaler Verlauf ableiten, der eine Zunahme der Nachfrage nach einem Gut bei steigendem Preis bedingt. Ein Zusammenhang der betreffenden Preisänderung mit der Nachfrage nach anderen Gütern kann durch die  Kreuzpreiselastizität der Nachfrage gemessen werden.
5. Weiterentwicklungen: a)  Nachfrageinterdependenzen.
- b) Qualitätsunterschiede: Eine Erweiterung der herkömmlichen Theorie stellt die Berücksichtigung des Einflusses der Güterqualität auf das Nachfrageverhalten dar. Die subjektive Bewertung der Qualität wird durch die Annahme in die Nutzenfunktion integriert, einem Gut werde seitens der Haushalte eine um so höhere Qualität beigemessen, je höher der Preis ist. Preisänderungen ziehen dann nicht nur einen  Substitutionseffekt und  Einkommenseffekt, sondern auch einen Qualitätseffekt nach sich. Variiert das Einkommen, so werden unterschiedliche Güterqualitäten dann relevant, wenn nun Güter höherer Qualität verstärkt nachgefragt werden bzw. im Fall eines Einkommensverlusts die Haushaltsnachfrage auf Güter minderer Qualität verlagert wird.
- c) Unvollständige Information: Lässt man unvollständige Information zu, so müssen bestimmte Güter anhand des Kriteriums ihrer Qualitätssicherheit in  Erfahrungsgüter,  Suchgüter und  Vertrauensgüter eingeteilt werden.

Lexikon der Economics. 2013.

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